Erster Meterhecht in 2020

Nachdem unsere Regionalpolitiker hier in Bayern gerne den starken Mann raushängen lassen und oftmals einen anderen Kurs fahren als die Bahnhofsklatscher in Berlin, begab es sich, dass ich zusammen mit einem guten Freund doch noch die Gelegenheit bekam Anfang Mai auf Seeforellen in einem der klaren und wunderschönen Seen des Alpenvorlandes zu schleppen.

Ehrlichweise muss man aber sagen, dass die Angelei erst gegen 16:00 Nachmittags startete da wir zuerst das Boot noch slippen mussten und mein Spezl erst den Antrag auf Auslauf bei seiner werten Gattin stellen und genehmigen lassen musste. Nachdem die Formalitäten diesbezüglich erledigt waren, starteten wir los.

Die ersten 1,5h Schleppen brachten keinerlei Fischkontakt. Folglich wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen, sprich wir packten unser Renkengerät aus. Hier lief es deutlich besser aber dennoch etwas zäh. Nachdem wir unser Fanglimit auf Renken fast ausgeschöpft hatten, beschlossen wir, auch wegen der heraufziehenden Dämmerung, unsere Hegenenruten zu verstauen und die letzten Minuten natürlichen Tageslichts mit der Schlepperei auf Seeforellen zu verbringen.

Eine ordentliche Ausbeute an Renken.

Gesagt, getan. Als sich dann gegen 21 Uhr die Dunkelheit über das Land senkte, konnten wir einen spektakulären Vollmond beobachten. Der Anblick war so fesselnd, dass ich gar nicht merkte wie sich die leichte Seeforellenrute im Rutenhalter im Halbkreis bog. Gerade noch so konnte ich die krumme Gerte aus dem Rutenhalter fummeln. Ein Anhieb war nicht mehr nötig, am anderen Ende tobte in ca. 40m Entfernung und einer Tiefe von etwa 7m etwas Schweres durchs Wasser. Nach wenigen Minuten Drill war klar: Das ist keine Seeforelle. Vielleicht ein Waller? Oder doch ein Hecht? Vollmond und große Hechte passen ja laut mehreren Studien recht gut zusammen.

Vorsichtig versuchte ich den Fisch zu ermüden. Erschwerend kam hinzu, dass vor dem Schleppköder nur ein FC Vorfach mit einem recht geringen Durchmesser angebracht war. Sollte sich also ein Hecht am anderen Ende der Schnur befinden, würde es eine verdammt knappe Nummer werden.

Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir den Fisch zum ersten Mal Richtung Wasseroberfläche forcieren. Da es schon ziemlich finster war, blieb die Identität des Fisches recht lange ungewiss. Als sich dann aber plötzlich und mit brachialer Gewalt ein länglicher Körper aus dem Wasser schraubte, hatten wir Gewissheit. Es war ein Hecht – und was für einer. Dumm nur, dass wir zwei Profis nur einen kleinen Renkenkescher im Boot hatten. Den Seeforellen- bzw. Hechtkescher hatten wir in geistiger Umnachtung im Auto gelassen. Shit happens… also was machen? Viele Alternativen hatten wir ja nicht. Nachdem wir uns aber relativ nahe am Ufer befanden, beschlossen wir den Fisch in den Flachwasserbereich zu bugsieren und dort mit der Hand zu landen. Gar kein so einfaches Unterfangen. Das Wasser des Sees war recht kalt und der Hecht war kräftig und wütend. Keine gute Kombination – am Seeforellengerät – ohne Kescher – in der Dunkelheit – ohne Stirnlampe… Allen Widrigkeiten zum Trotze konnten wir die Dame doch noch überreden Weiß zu zeigen.

Erster Meter Hecht 2020

Ein mehr als denkwürdiger Tag, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich diesen See das letzte Mal vor fast einem Jahrzehnt heimgesucht hatte…

Autor dieses Artikels
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Pete

Geboren 1984, Grundschule, Gymnasium, Uni, Ausbildung, Jagdschein, Fischereiaufseher, Jagdaufseher, Standaufsicht usw. Seit 2009 im Qualitätsmanagement einer Firma für Biosensoren/Schnelltests
Erste Angelschritte im Jahr 1990

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