Letzte Herbstsession

Hallo liebe Carphunter,

es ist Anfang November und der Winter steht schon vor der Tür. Die Tage werden kürzer und die Nächte länger und kälter. Die die Natur verblasst, die meisten Bäume haben ihre Blätter schon verloren. Es ist eine traurige und kalte Jahreszeit in der man aber am Wasser wahre Sternstunden erleben kann, denn unsere geliebten Fische fressen sich ihren letzten Winterspeck an.

Ich hatte mir für Anfang November eine Woche Urlaub genommen um noch mal richtig abzuräumen bevor die Fische ganz träge werden. Ich hatte 4 Tage an einen größeren Natursee von 400 Hektar eingeplant und anschließend 3 Tage an einem kleinen Baggersee von ca. 15 Hektar. Beide Seen kenne ich recht gut und somit wusste ich auch schon genau wo ich die Fische finden würde. Ich rief meinen Angelpartner Dani an, der sich für diese Woche auch Urlaub genommen hatte um gemeinsam mit mir die Woche am Wasser zu verbringen. Wir verabredeten uns, dass wir uns erst am Wasser treffen würden um von dort aus unseren Trip zu starten. Ich packte am Vorabend mein ganzes Tackle in mein Auto und ging gedanklich noch mal alles durch. Ok, alles vorbereitet und das Essen für die nächsten Tage hatte ich auch schon gekauft. Dann auf einmal klingelte mein Handy, Dani war am Telefon um teilte mir mit das er ein Rückzieher machen werde. Er war krank geworden. Das war ein ziemlich schwerer Schlag für mich weil ich an am Natursee ohne einen Angelpartner keine Chance hatte allein zu Fischen geschweige überhaupt zu Drillen. Dadurch dass wir an diesem See kein Boot benutzen dürfen versteckten wir uns immer mit unserer Banane hinter einem Schilfgürtel um wenigstens beim Drillen die Fische sicher laden zu können. Einer kämpfte sich mit dem Fisch an der Rute durchs Schilf und der andere musste das Boot ins Wasser hieven.  Damit war der Traum von großen Karpfen aus einem unberührten See leider geplatzt und mir blieb dann nur noch der kleine Baggersee.

Ich rief ein Freund an der sich gerade am See aufhielt und er berichtete mir, dass die Plätze um den See alle mit Anglern belegt waren. Das bedeutete warten. Nach 2 Tagen erhielt ich dann die Nachricht dass die meisten Carphunter abgezogen seien.

BootFreitagmorgen 6 Uhr Früh klingelte mein Wecker. Es ging los. Nach ca. 3 Stunden Fahrt war ich endlich angekommen. Der See lag in seiner vollen Pracht vor mir und weit und breit kein Angler. Ich belud schnell das Boot und fuhr raus. Beim letzten besuch an diesem See hatte ich mir schon eine Stelle ausgesucht die ich beim nächsten Angeltrip mal ausprobieren wollte. Ich hatte mir ein Spot ca. 10 Meter vom Ufer in ca. 2 Meter tiefe ausgesucht. Dort war eine Steinplatte die ich befischen wollte. Der andere Platz befand sich ca. 130 Meter entfernt von mir vor einer großen Insel. Dort war ein Plato von 20 Meter mit sandigem Boden und rings rum war meterhohes Kraut. Meine Taktik war folgende. Wenig Futter um die Fische nicht gleich satt zu füttern und ein Köder mit einer sehr hohen Lockwirkung. Ich nahm Pellets in 4mm und 20mm her. Die großen Pellets benutzte ich als Hakenköder und die kleinen als Lockfutter. Mit einer Rute fischte ich ein längeres No-Knot Vorfach mit einer Länge von 32cm und mit der anderen fischte ich ein 15 cm kurzes Heli-Rig.

Mein Quartier war schnell aufgebaut und die Ruten hatte ich mit meinem Boot abgelegt. Zwei Hände voll mit Futter gefüttert und die Nacht könnte beginnen. Was das Wetter betraf hätte es nicht besser kommen können. Die letzten 3 Tage fielen die Temperaturen unter 0 Grad und Sternenklare Nächte. Eigentlich kein besonders gutes Angelwetter. Da sich aber heute den ganzen Tag der Hochnebel sich nicht verzogen hatte und der Luftdruck sich seit Tagen konstant hielt und die Nacht nicht kühler als 10 Grad wurde waren das beste Voraussetzungen.

Meinen ersten Biss hatte ich dann um 19:30 Uhr. Es war eine Brachse. Na toll das beginnt ja gut dachte ich mir. Ich hoffte darauf dass die Weißfische bald abziehen würden und mich in Ruhe lassen, denn ich war ziemlich müde und wollte nur noch schlafen.

Anscheinend hatte sich nur eine einzelne Brachse auf mein Futterplatz verirrt und somit konnte ich in ruhe schlafen. Es war so ca. 23.30 Uhr als ich gezwungener maßen meinen warmen Schlafsack verlassen musste. An meiner rechten Uferrute hatte ich ein Schuppenkarpfen mit 9,8 Kg dran. Der Fisch zog gerade aus in den See was den Drill um einiges erleichtert hat. Ich sackte den Fisch gerade ein und montierte meine Angel neu als ich plötzlich hinter mein Zelt ein Rascheln hörte. Es war ein Angler der gerade am See angekommen war und mein Licht gesehen hatte. Wir unterhielten uns kurz über die Karpfen in diesem Baggersee die in diesem Jahr ziemlich an Gewicht zugelegt hatten und welche Taktiken er bevorzugte. Unser Gespräch wurde plötzlich durch ein run unterbrochen. Seine Funkbox schrie um Hilfe. Er spurtete sofort zu seinen Ruten los. Da er ganz in der Nähe sein Camp aufgestellt hatte, setzte ich mich sofort ins Boot um Ihm eventuell helfen zu können. Als ich bei Ihm angekommen war hatte er gerade einen 10 Kg Spiegler im Kescher. Wir machten schnell noch ein paar Fotos bevor ich wieder zurück ruderte. Es war doch schon ziemlich spät geworden und deshalb legte ich mich auch sofort zum schlafen hin.

Plötzlich wachte ich auf. Irgendwas war an meinen Zelt zu schaffen. Ich hörte es rascheln und stampfen. Was war das bloß? Auf einmal ging der Reißverschluss meines Titans langsam auf und eine blonde Frau kam zum Vorschein. Ich war total buff und sprachlos. Ich stotterte und konnte kein Wort mehr deutlich aussprechen. Es war ja auch ziemlich ungewöhnlich das so eine schlanke nette Dame mitten in der Nacht mich am Wasser besuchen kam.

Sie fing an mich zu beruhigen und stellte sich mit den Namen Vivian vor. Sie erzählte mir dass sie von mir gehört hätte, dass ich hier die nächsten Tage am See sein werde und sie mich besuchen wollte solange ich hier wäre. Sie fragte mich ob ich noch ein wenig Platz im Schlafsack auf meiner Liege hätte. „J J J a JJJAA natürlich“ stotterte ich und konnte gar nicht so schnell schauen wie sie sich auf einmal ausgezogen hatte und zu mir in den Schlafsack kam.

Auf einmal ein lautes Peeeeeeeep —————

11,6kg Karpfen

11,6kg Karpfen

Ich schreckte von meiner Liege hoch. Ich hatte ein Traum gehabt und wurde durch ein vollrun von meiner rechten Rute die am Ufer lag geweckt. Ich spurtete zu meiner Rute. Es war mittlerweile 7 Uhr in der Früh und die Sonne ging gerade auf. Nach einen kurzen und heftigen Drill konnte ich dann ein Spiegler mit 11,6 kg Keschern.

Ich sackte den Fisch ein und besuchte den Angler der nicht weit von mir sein Zelt aufgeschlagen hatte. Er war mittlerweile auch wach und bereitet gerade sein Frühstück vor. Er erzählte mir dass er letzte Nacht 5 Fische landen konnte alle im Uferbereich aber kein Fisch wog über 10 Kg. Ich fragte Ihn ob er kurz meine Fische mit meiner Kamera ablichten könnte. Nach einer halben stunde hatten wir beide Fische Fotografiert und wieder schwimmen lassen. Ich bedankte mich bei Ihm und  verabschiedete mich weil er nur für eine Nacht hergekommen war. Ich machte mir anschließend mein Frühstück. Tagsüber zog ich meine Ruten raus um mit dem Boot nach neuen Plätzen zu suchen. Der Tag verging wie im Fluge und es wurde allmählich dunkel. Ich montierte meine beiden Ruten und legte sie mit dem Boot ab. Ich ruderte gerade wieder zum Ufer zurück als Plötzlich meine Uferrute ablief. Ich schlug an und ich bekam sofort heftige Gegenwehr. Ich merkte sofort, dass ist ein besserer. Ich versuchte so schnell wie es ging mit dem Boot über Ihn zu kommen. Meine AHF Leitner bog sich bis zum letzten Rutenring ins Wasser. Ich durfte jetzt kein Fehler machen und den Fisch zum Grund lassen da der Boden mit meterhohen massiven Kraut bedeckt war. Sobald ich 10 cm den Fisch hochpumpte nahm er mir wieder das Doppelte an Schnur und tauchte wieder ab. Nach langen ringen war das Spiel endlich vorbei. Ich hatte Spiegler mit 14,7 Kg im Kescher. Der Fisch wurde für die Nacht kurz eingesackt und meine Rute war auch wieder sofort am Spot abgelegt. Ich fütterte beiden Stellen noch mal nach für die Nacht. Ich legt mich total zu frieden in meine Liege und war total benebelt von diesem wunderschönen Fisch. Die Nacht verging leider ohne weiteren Carp und ich hatte auch nicht mehr den Traum von der blonden Vivian von letzter Nacht weiterträumen können.

13,8KG

13,8KG

Ich bekam erst wieder um 5 Uhr in der Früh wieder ein biss auf die Rute die ich an der Insel abgelegt hatte. Es war ein Spiegler mit 13,8 Kg. Er schwamm direkt nach dem Anschlag mit voll gas zu mir. Ich hatte Probleme die Schnur straff zu halten und so schnell zu Kurbeln. Am Ufer hatte ich den Karpfen nach kurzen fluchten schnell im Netz. Ich schrieb meinen Angelkollegen der hier gleich um die Ecke Wohnte  ein SMS über meine Fänge. Er packte auch sofort seine sieben Sachen und kam sofort zum See. Es war ja noch dunkel und deshalb machten wir bis die Sonne aufging erstmal Frühstück. Die Stimmung der aufgehenden Sonne und der erwachenden Natur war genau richtig um die Fotosession zu machen. Wir schossen schnell ein paar Fotos und ließen dann unsere geliebten Carps wieder zurück in ihr Element.

Danach packte ich zufrieden meine Sachen zusammen und machte mich auf den Heimweg.

 

Only „BIG ONES“

Bis dahin Tobias Oppacher
– Natural Born Carphunter –

Autor dieses Artikels
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Pete

Geboren 1984, Grundschule, Gymnasium, Uni, Ausbildung, Jagdschein, Fischereiaufseher, Jagdaufseher, Standaufsicht usw. Seit 2009 im Qualitätsmanagement einer Firma für Biosensoren/Schnelltests
Erste Angelschritte im Jahr 1990

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