Angelurlaub an der Chamb 2006

Um es vorweg zu nehmen, diese Reise stand unter keinem guten Stern, zumindest was äußere Einflüsse angeht. An Motivation und Vertrauen hat es hingegen nicht gemangelt. Ein Blick auf die Pegelkarte der Chamb im Internet brachte schnell Klarheit über den aktuellen Wasserstand. Fakt: 1,2m über normal, Meldestufe eins wurde bereits zwei Tage vor unserem Eintreffen erreicht. Da aber bereits alles schon gebucht war, konnten wir bzw. wollten wir die Tour auch nicht absagen. Als ich dann einen Tag vor der Abreise noch mal auf die Seite mit den Pegelstand schaute, hatte sich dieser glücklicherweise um 20cm gesenkt…immerhin, wobei diese 20cm sicher nicht fangentscheidend gewesen wären, zumal der Wetterbericht für die Zeit unseres Aufenthaltes Regen Regen und nochmals Regen angekündigt hatte…tolle Vorraussichten. Und als ob das nicht noch gereicht hätte, sollten die Temperaturen Mitte der Woche auf bis zu 6° runter gehen, teilweise nachts mit Bodenfrost. Heureika….so viel zu den Vorraussetzungen.
Bild1
Mein Zug ging am 29.5. um 9.44 vom Münchner Hauptbahnhof weg. Nach einmaligen umsteigen in Regensburg sollte ich in Schwandorf eigentlich mit Leo, meinem Angelkollegen zusammentreffen. Da er noch nicht da war, rief ich ihn auf dem Handy an….Ergebnis: Der gute hatte sich saftig verfahren. Ok, also schnell in den Anschlusszug nach Furth im Wald springen und hoffen das der gute Leo den Zug irgendwo auf halber Strecke überholt und wir gleichzeitig in Furth im Wald eintreffen. Nun, das war nicht der Fall und so musste ich noch gute 20 Minuten am Bahnhof warten. Das war aber weiter nicht schlimm und ich nutzte die zeit mir etwas Lesbares zu kaufen. Wenig später kam dann auch Leo mit dem Auto an. Also rein mit dem Gepäck ins Auto und auf zum Angelladen, Wochenkarte kaufen. Nachdem das erledigt war, ging es erstmal in die Jugendherberge einchecken, aber nicht ohne vorher einen Blick auf die Chamb zu werfen. Meine Befürchtungen wurden insofern bestätigt was den Wasserstand und die Färbung der sonst normalerweise einigermaßen klaren Chamb betreffen. Kaffebrühe

…. Ok nun gut, daran lies sich nichts ändern, also erstmal in der Herberge ausgepackt und dann schnell in die Unterwasserstation meines Bekannten.

Nachdem Leo sich ordentlich mit seiner Knippse ausgetobt hatte, und ich auch ein paar Mal den Auslöser betätigen konnte, entschlossen wir uns spontan die letzten 3h des Tageslichts auszunutzen und unsere Köder in der Chamb zu baden. Zu allem Überfluss setzte auch noch ziemlich starker Regen ein, aber als Angler ist man das ja mehr oder weniger gewöhnt…am Wasser angekommen zeigte sich im Bereich der Stadtstrecke das der Regen den Wasserpegel nochmals erhöht hatte. Da ich anfangs keine Lust hatte mich im prallen Regen aufzuhalten, begann ich die ersten Würfe unterhalb einer Brücke zu machen. Beim dritten Wurf ruckte es leicht in der Rute und nach kurzem Drill konnte ich einen kleinen Döbel landen. Der erste Schritt war also getan. Weitere Würfe an dieser Stelle brachten keinen Erfolg und wir versuchten daher unser Glück in der Nähe der Einläufe. Besonders erfolgsversprechend sah der Mündungsbereich der Pastritz aus. Nach wenigen Würfen in die Hauptströmung der Chamb am Einlauf der Pastritz stand der gute Leo mit gekrümmter Rute am Ufer.

Klasse, damit hatte ich mein Tageslimit erreicht und konzentrierte mich mehr darauf schöne Fotos zu machen. Nach einiger Zeit rief mich Leo, der zwischenzeitlich ein Stück vorausgegangen war. Ich erreichte ihn gerade noch rechtzeitig um ein paar schöne Drillbilder von seinem Döbel machen zu können.

Der Regen wurde mittlerweile wieder stärker. Auf einmal erkenne ich am gegenüberliegenden Ufer, wie eine mittelgroße gestalt im Poncho und mit einer Rute an der Hand an der Chamb entlang marschiert. Ein kurzer Gruß meinerseits und wir kamen ins Gespräch….small talk unter Anglern J der der üblichen Frage, ob er denn schon was gefangen habe, antwortete er einen kleinen Hecht und eine Forelle, die ihm aber entwischt sei. Daraufhin fragte er mich ob ich nicht der eine Typ von der Angelseite bin. Ich hätte mich in diesem Moment vor lachen wegschmeißen können. Selbst in der tiefsten Oberpfalz kennt man angeln-24.de . Auf die Frage woran er mich erkannt habe, antwortete er am Hut. Das sind dann die Momente in denen ich mir denke, die Arbeit an der Seite lohnt sich, wenngleich das Meiste der gute ArturO macht. Nach kurzem Plausch verabschiedete ich mich und versuchte nun Leo wieder einzuholen, der zwischenzeitlich einen ordentlichen Vorsprung hatte. Den Rest des Tages fingen wir keinen Fisch mehr (ich ohnehin nicht, da mein Limit ja schon erreicht war). Also klitschnass ins Auto gesetzt und zurück zur Jugendherberge. Der nächste Tag zeigte sich Wettertechnisch nicht sonderlich anders als der Erste, mit der Ausnahme das die Temperaturen weiter gesunken waren. Heute nahmen wir die Strecke 3 in Angriff. Hier zeigten sich die Auswirkungen des Hochwassers besonders deutlich.

Ein angeln war wegen der Starken Strömung  kaum möglich. Nachdem wir ein gutes Stück Weg zurückgelegt hatten, ging Leo voraus. Kurze Zeit später hörte ich ihn schreien. Ich rannte sofort mit der Kamera in der Hand los. Gerade noch rechtzeitig um ein Paar schöne Drillbilder seiner Bachforelle zu machen.

…es sollte übrigens der einzige Fisch des Tages bleiben…Hochwasser sei dank. Am Ende des Tages waren wir beide klitschnass, Leo wohl etwas mehr als ich, da er während des Drill ein kleines Bad genommen hatte. Das Ufer war dermaßen unterspült, dass auch ich einmal richtig derbe eingesunken bin, aber meine Watstiefel konnten schlimmeres verhindern. Zum Abschluss des Angeltages noch ein paar schöne Bilder von der Wolkenformation gemacht  und ab in die Herberge unter die Dusche….Dritter Tag (Mittwoch) vierte Strecke (Strecke eins ist für Gastfischer gesperrt…) Den Vormittag verbrachten wir wieder in der Unterwasserstation beim Bilder machen.

Als der Himmel für einige Minuten lang aufriss, gelangen uns auch ein paar schöne Aufnahmen von Döbeln (Aitel) und Hechten direkt unter der Wasseroberfläche. Ansonsten fotografierten wir vor allem Barsch und Weißfische.

Nach einem kurzen Snack gings dann auch schon wieder ans Wasser. Strecke vier hat zwar landschaftlich einiges zu bieten, fischtechnisch gingen wir beide aber leer aus. Nachdem wir unser Glück mehrere Stunden lang versucht hatten, beschlossen wir wieder zur Stadtstrecke zu fahren und dort im Einmündungsgebiet des Altarms unser Glück zu versuchen. Eine wirklich schöne Stelle. Fisch gibt es dort auch nicht zu knapp, aber die äußeren Umstände waren einfach zu widrig (Ausrede?).

Nach einiger Zeit riss der Himmel erneut auf und prompt in diesen Moment bekommt Leo einen schönen Biss auf seinen Köder. Nach einigen Rollenumdrehungen ist die Forelle in Reichweite des Keschers. Plötzlich gibt sie nochmals Gas und der Haken schlitzt aus…das war unsere letzte Chance an diesem Tag. Als ich gerade meinen Köder wechseln will, sehe ich aus den Augenwinkeln etwas großes durchs Wasser schwimmen. Bei genaueren hinsehen entpuppt sich das große etwas als Biber Unsere erstaunten Blicke hätte man sehen müssen…wir stehen hier mitten in der Oberpfalz an einem kleinen Gewässer und plötzlich schwimmt ein Biber an uns vorbei. Ich warf sofort meine Rute ins Gras und schnappte mir die Kamera. Nachdem ich dem Tier ca. 1km lang zu seinem Bau folgte, konnte ich auch einige Bilder machen, allerdings nicht sonderlich gute.

Als es bereits dunkel wurde konnte ich noch einen Fuchs am anderen Ufer ausmachen, der gerade trank. Hier scheint die Natur echt noch in Ordnung zu sein. Als wir schließlich das Auto erreichten war es bereits dunkel. Aber der Himmel über der Stadt bot einen wirklich schönen Anblick und wir machten folglich noch ein paar Aufnahmen.


Der nächste Tag brachte eine kleine Überraschung mit sich. Wir durften auf Anfrage hin in einem kleinen Privatgewässer mit der Fliegenrute fischen. Gesagt getan. Der Tagesfang belief sich auf ca. 25 Rotfedern. Diese stifteten wir dann dem Wildgarten Furth im Wald. Der Clou an der Sache war, das wir die Rotfedern eigenhändig an die Hechte verfüttern durften. So einen 1,2m langen Hecht aus der Hand zu füttern ist schon ein bisschen scary…wenn man da die Hand nicht schnell genug wegzieht wird’s problematisch…Am Freitag zogen wir los um den längsten Abschnitt der Chamb in Angriff zu nehmen, Abschnitt 5. Erster Halt war im Bereich bei Neumühlen. Während Leo an dieser Stelle eher auf Grundfischen setzte, zog ich mit der Spinnrute los. Nach ca. 20 Minuten gab es einen Ruck in meiner Rute. Ich pumpte den Fisch durch die Strömung, scheinbar ohne größeren Widerstand. Plötzlich gab der Fisch Gas. Glücklicherweise war die Bremse richtig eingestellt. Trotz einiger Versuche den Fisch am Springen zu hindern, gelang es mir nicht. Und dann geschah es, mitten im Sprung schüttelte die Forelle den Wobbler ab. Ich war wie von Sinnen, zum einen weil es eine richtig gute Forelle war, zum anderen weil mir damit der erste Fisch des Tages durch die Lappen gegangen war. Frustriert beschloss ich am Ufer entlang zu wandern in der Hoffnung einen weiteren Salmoniden zu fangen. Also ich nach ca. einer Stunde erfolglosen Angelns zurück kam, sag ich Leo hektisch am Angelplatz rumm rennen und fleißig mit der Kamera wedeln. Er könnte während meiner Abwesenheit einen Brachsen landen, keinen großen, aber immerhin einen Fisch.

Nachdem ich ihn mit seinem Brachsen abgelichtet hatte, beschloss ich einen etwas größeren Wobbler im Koppendesign an die Schnur zu knüpfen. Leo hatte in der Zwischenzeit auch wieder seine Spinnrute in die Hand genommen und beackerte gerade das andere Ufer, als ich auf den Koppenwobbler einen Biss bekam. Zuerst verhielt sich der Fisch relativ unspektakulär, aber als er merkte das seine Beute nicht das war, was sie zu sein schien, gab er Gas. Mitten in die Hauptströmung zog er unaufhaltsam Schnur und lies sich stromab treiben. Ich, immer noch etwas überrascht von der Taktik meines Gegenübers gab bereitwillig Schnur, schließlich hatte ich ja genug davon auf der Rolle. Inzwischen war auch Leo auf das Treiben an meiner Uferseite Aufmerksam geworden. Vorbildlich war auch sein Verhalten. Er schnappte sich den Kescher, warf seine Rute ins Gras und sprintete los. In der Zwischenzeit konnte ich den Fisch bereits in Ufernähe dirigieren. Als er dann das erste Mal auf dem Wasser sprang, wurde mir doch etwas mulmig. Es war ein Hecht…ich hatte nicht mal ein Stahlvorfach am Wobbler montiert…hoffentlich würde er die Schnur nicht kappen…Dann stand Leo neben mir und nach einigen missglückten Versuchen konnten wir gemeinsam den Hecht landen. Ein wirklich schönes Tier.Bild 41

Als wir die 5er Strecke abgefischt hatten, wechselten wir am Ende der Strecke das Ufer. Das war ein recht amüsanter Balanceakt über ein altes Brückengestell J sehr amüsant für jeden Zuschauer. Gegen Abend hin packte dann Leo seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg nach Hause nach Schwäbisch Gmünd. Ich zog es vor noch eine Nacht in der Herberge zu bleiben und am nächsten Tag den Zug Richtung München zu nehmen. Alles in allem ein wirklich schöner Angeltripp, der geradezu nach einer Fortsetzung schreit. Das nächste Mal aber unter besseren äußeren Umständen und mit weniger Oppas (Insiderjoke) auf der Straße.

Hier noch einige Impressionen des Angelausflugs

Autor dieses Artikels
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Pete

Geboren 1984, Grundschule, Gymnasium, Uni, Ausbildung, Jagdschein, Fischereiaufseher, Jagdaufseher, Standaufsicht usw. Seit 2009 im Qualitätsmanagement einer Firma für Biosensoren/Schnelltests
Erste Angelschritte im Jahr 1990

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