Teamtreffen 2019 Teil 2: Die Chamb

 

Die Chamb. Seit Jahrzehnten verbindet uns von Angeln-24 eine (Hass?)Liebe mit diesem Gewässer. Einerseits ist das Gewässer eines der schönsten und naturbelassensten kleinen Bächlein welches wir je gesehen haben. Der optimale Lebensraum für viele der einheimischen Fische. Vom Charakter her handelt es sich hierbei um ein Fließgewässer mit typischen Eigenschaften eines Bachs aus der Barbenregion. Andererseits mussten wir auch mit ansehen, wie das Gewässer in den letzten 1,5 Jahrzehnten von der Biodiversität und der Fischdichte den Bach, im wahrsten Sinne des Wortes, runter ging. Als wir das Gewässer das erste Mal vor etwa 14 Jahren befischt haben, konnten wir viele schöne Forellen, richtig kapitale Aitel (Döbel), sehr schöne Zander und einige gute Hechte fangen. Selbst einen Aland konnten wir damals fangen.

Die Chamb, Strecke unterhalb des Klärwerks 2019

Nach der ersten Veröffentlichung unserer Tourenberichte und einer entsprechenden Resonanz seitens der Netzgemeinschaft mussten wir aber leider feststellen, dass die Fischerei dort immer schlechter wurde. Die Fänge gingen zurück, die Kartenpreise wurden massiv angehoben.  Alles in allem keine guten Voraussetzungen dem Gewässer die Treue zu halten.

Strecke unterhalb des Klärwerks 2019

Aber was will man machen, landschaftlich ist die Chamb einfach schön mit ihren Windungen und dem vielen Totholz. Darum wurde der Fluss auch 2019 wieder von uns für einige Tage befischt. Im Vergleich zum letzten Mal mussten wir aber gleich bei der Kartenvergabe einige bittere Pillen schlucken. Preislich liegt die Tageskarte mittlerweile bei 15€ (gut, der Preis wurde bereits vor einigen Jahren angehoben…). Was aber wirklich ärgerlich ist, ist die Tatsache, dass einige der besten Strecken (zumindest aus vergangenen Touren) nicht mehr für (Gast?)Angler befischbar sind (zumindest wurde uns an der Ausgabestelle eine Übersichtskarte mit den zu befischenden Abschnitten auf Nachfrage hin ausgehändigt und diese zeigte nur noch drei befischbare Abschnitte an. Zugegeben, auf dem Blatt steht Teil 1 warum wir bei den folgenden getätigten Aussagen auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich hierbei um unsere Interpretation der Sachlage handelt). An dieser Stelle muss man vielleicht nochmal ein Jahrzehnt zurück blicken. Damals durfte man als Gastfischer dort vier Gewässerabschnitte befischen, dann waren es im Folgejahr plötzlich fünf. Und 2019? Nun, 2019 fielen uns fast die Augen aus. Von den ehemals fünf Abschnitten durften nur noch drei befischt werden wobei die Strecke unterhalb des Klärwerks nicht mehr zur Gänze befischbar ist. Hier wurde die Fischereigrenze kurz vor einem der ehemals schönsten Abschnitte gezogen. Allerdings sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass uns nicht bekannt ist, ob die Abschnitte anderweitig verpachtet wurden oder aber, wie wir vermuten, für die Vereinsmitglieder vorbehalten sind (Ebenfalls möglich ist es, dass uns die Dame bei der Kartenausgabe einfach nur Teil 1 der zu befischenden Strecken als Ausdruck gegeben hat und es einen Teil 2 gibt). Was auch immer der Grund ist wieso wir die früher befischbaren Strecken dieses Mal nicht mehr befischen durften (Versäumnis bei der Kartenausgabestelle uns die Unterlagen über die befischbaren Streckenabschnitte komplett zu geben / Vereinsinterne Bestimmungen / Neuverpachtung der Strecken etc.), es ist einfach nur ärgerlich. Als Gastfischer ist man in der Regel nicht ortskundig und erwartet für seine monetäre Abgabe, dass einem die entsprechenden Informationen zu Verfügung gestellt werden.

Karte mit den zu befischenden Strecken

Allerdings, das müssen wir hier auch ganz klar sagen, sind die Oberpfälzer in der Regel ein sehr freundliches und zuvorkommendes Völkchen. Bisher hatten wir während unserer Touren wenig Probleme und sind meist auf Gastfreundschaft und freundliches Entgegenkommen gestoßen.

Gesetzliche Bestimmungen Chamb 2019

Um den Bericht etwas vorzugreifen: Wir haben insgesamt zwei der drei noch (nach den uns zur Verfügung gestellten Informationen…) für Gastangler zugänglichen Strecken ausgiebig befischt. Das Ergebnis war erschreckend: Der einstmals sehr gute Bestand an kapitalen Döbeln sowie die immer mal wieder vorkommenden Bach- und Regenbogenforellen sind fast zur Gänze verschwunden. Wir konnten lediglich eine der gesetzten Bachforellen fangen. Wohlgemerkt, wir waren Anfang Juni an der Chamb. Der letzte Besatz lag zu diesem Zeitpunkt also noch nicht allzu weit zurück. Auffällig waren darüber hinaus folgende Beobachtungen: Es wurden von uns immer mehr Barsche gefangen. Zwar keine Riesen aber doch ein paar nette kleine Moppelchen. Früher war der Barsch deutlich seltener, 2019 machte er einen Großteil unseres Fanges aus. Döbel gab es nur noch sehr wenige Exemplare über 15cm zu fangen. Brachsen konnten wir einige durch unsere Polarisationsbrillen erkennen. Einen Minihecht konnten wir auch noch zu einem schonenden Landgang überreden.

Zu den Ursachen: Wie bei allen Dingen gibt es auch hier zwei Seiten. Die Angler jammern der Fischbestand sei durch Kormoran, Mink und Fischotter stark dezimiert. Das lässt sich nicht von der Hand weisen. Seit dem Fischotterseminiar des Landesfischereiverbands Bayern im Jahre 2018 sind wir uns im Klaren, dass der Marder gerade für kleinere Gewässer ein ernsthaftes Problem darstellt (siehe hierzu auch folgende Einschätzung auf dem Angler-Blog). Auch der Kormoran tut sein Übriges. Ist der Drachensee im Winter zugefroren lässt er es sich an der Chamb gutgehen. Auch der Mink ist hier kein seltener Gast. Aber all das sind natürliche Faktoren die es schon seit jeher mehr oder weniger gab.

Einer der besten Fische der Tour – leider ein Einzelfall

Nach Rücksprache mit dem einen oder anderen Angler vor Ort zeigte sich aber nicht nur Seitens der Fischprädatoren ein Ungleichgewicht. Auch die Zweibeiner tragen durch ihr Verhalten nicht zur Bestandserhaltung der Fische in der Chamb bei. So steht in der Version von 2019 ausdrücklich in der Erlaubniskarte, dass alle gefangenen maßigen und nicht geschonten Fische entnommen werden müssen, quasi Catch&Kill. Fraglich an dieser Stelle ist halt auch, ob der „bewirtschaftende“ Verein im Sinne der Biodiversität auch mal Fische besetzt die bei den Mitgliedern nicht so hoch im kulinarischem Kurs stehen z.B. Barben, Döbel, Alande, Aale usw. Sicherlich ist es schwer Fische mit einer hohen Reproduktionsrate aus einem Gewässer komplett zu entfernen wie z.B. den Döbel, aber warum sollte man dies anstreben? Mit dieser Catch&Kill Vorschrift wird aber genau dies gefördert. In Salmonidengewässern sieht man den Döbel mehr oder weniger als Schädling an aber, pardon, die Chamb ist kein reines Salmonidengewässer. Dafür sprechen mehrere biologische und chemische Faktoren.

Gerade bei so einem kleinen Gewässer wie der Chamb finden wir so eine Vorschrift fatal. Als ob das Bächlein nicht schon genug unter den natürlichen Feinden des Fischbestandes zu leiden hätte, nein, jetzt will man den Angler auch noch zwingen z.B. einen 15cm langen Aitel mitzunehmen den man zufällig als Beifang am Haken hat. Wie soll man denn einen 15cm langen Aitel verwerten? Abschlagen und am Ufer liegen lassen oder entsorgen? Also bitte, wo bleibt da der Respekt gegenüber der Kreatur und dem Leben im Allgemeinen. Da können wir nur den Kopf schütteln. Nachhaltigkeit? Was ist das?

Eigentlich sollten wir hier Deutschland mit unserer ach so toleranten Willkommenskultur und dem Bestreben nach Artenschutz und Erhalt der Biodiversität doch geistig weiter sein als alles abzukloppen was einem an den Haken geht. Nicht falsch verstehen, wir sind  definitiv keine Freunde von 100% Catch&Release und der damit verbundenen „Spaßangelei“ da hier unserer Meinung nach der Sinn und Zweck des Angelns verloren gegangen ist, aber wenn ich einen Fisch fange den ich nicht fangen wollte und auch nicht verwerten kann und will (z.B. Brachse oder Aitel), dann sollte man das Recht bzw. die Möglichkeit haben diesen Fisch unversehrt wieder in sein Element entlassen zu dürfen ohne Repressalien oder juristische Konsequenzen fürchten zu müssen (Einer der Gründe wieso einige von uns mittlerweile eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen haben…).

Glücklicherweise gibt es bereits Bestrebungen das sogenannte Entnahmefenster in Deutschland einzuführen. Ganz vorne mit dabei ist unseren Informationen nach die Stadt Hamburg. Damit soll dann auf lange Sicht sichergestellt werden, dass ein Laichfischbestand erhalten bzw. aufgebaut werden kann. Damit könnten die meisten Vereine die teilweise horrenden Besatzkosten senken.

Köstlich amüsiert haben wir uns auch über die Aussage eines anderen Anglers, dass zwar Forellen in die Chamb gesetzt werden aber nach verstreichen der Sperrfrist sofort fast alle Vereinsmitglieder am Wasser sind um diese schnellstmöglich wieder herauszufangen. Leider konnten wir nicht in Erfahrung bringen ob die Sperrfrist für Vereinsmitglieder vor dem offiziellen Termin für die Ausgabe von Tageserlaubnisscheinen an Gastangler endet oder ob sich die Termine überschneiden….Theoretisch wäre es denkbar, dass die Vereinsmitglieder einige Wochen Zeit haben die Forellen herauszufischen und danach erst Gastkarten ausgegeben werden. Das wäre dann natürlich schon ein ziemlich schäbiges und beschämendes Verhalten, vor allem im Hinblick auf die Preispolitik bei den Tageskarten…Um er hier nochmal auf den Punkt zu bringen: der Besatz ist dafür da, einen Fischbestand zu stützen, zu erhalten und/oder aufzubauen. Wer das nicht verstanden hat, sollte sich besser ein anderes Hobby suchen. Schafkopfen oder Schach können wir an dieser Stelle wärmstens empfehlen. Wie bereits oben erwähnt sind dies die Schlussfolgerungen die wir aus den uns zugänglich gemachten Informationen gezogen haben. Für die Richtigkeit dieser Aussagen übernehmen wir keine Gewähr. Es ist aber jedem freigestellt sich selbst ein Bild zu machen und bei der Informationsbeschaffung eigene Wege zu gehen.

Die einzige Bachforelle der Tour

Fischneid und Missgunst sind seit jeher niedrige Beweggründe und absolut unbegründet. Hand aufs Herz, keiner der Angler ist davon abhängig sich von seinem Fang zur Gänze zu ernähren. Auch die geistige Blähung ein Hobby müsse sich rechnen und man müsse jetzt so und so viele Kilogramm Fisch aus dem Gewässer entnehmen um einen guten Schnitt zu machen sind einfach nur antiquiert und sowas von rückständig.

Wenn man den Gastanglern keine Fänge gönnt, sollte man gleich keine Gastkarten ausgeben. Aber dann, oh Wunder, wird der Besatz aufgrund der fehlenden Einnahmen im kommenden Jahr nicht mehr so üppig ausfallen… tja, wie man´s dreht und wendet, es wird nicht besser.

Dennoch, landschaftlich ist die Chamb ein wirklich tolles Gewässer und auch der Verein hat seinen Beitrag dazu geleistet. So konnten wir einige renaturierte Bereiche entdecken die wirklich schön hergerichtet wurden. Es wurden Laichbetten und natürliche Verstecke für die Fische geschaffen sowie strömungsberuhigte Bereiche und einige Löcher (für diese sind wir weniger dankbar…leider war mindestens eins davon tiefer als die Wathose hoch war…).

Artur vor dem Weidenhaus

Nachdem den Autor eine langjährige Freundschaft mit diversen Personen aus Cham bzw. Furth im Wald verbindet, wurde der Urlaub natürlich auch dazu genutzt die Bande der Freundschaft wieder aufzufrischen und zu erhalten. So besuchten wir regelmäßig den Wildgarten und konnten auch mit dem Besitzer den einen oder anderen Plausch halten.

Uli, Pete & Artur

Schon erstaunlich wie sich der Wildgarten jedes Jahr weiter entwickelt. Beim letzten Besuch im Jahre 2016 konnte man gerade das neugebaute Baumhaus bewundern. Mittlerweile sind einige Attraktionen hinzu gekommen.

Daphne

Leider aber gibt es auch hier einige negative Sachen zu vermelden. So ist der Besitzer mittlerweile gezwungen seinen Teich mit der integrierten Unterwasserbeobachtungstation mittels Elektrozaun vor Übergriffen durch Biber, Mink und Fischotter zu schützen.

Elektrozaun

Schade, dass hier die Stadt nicht unterstützender eingreift, schließlich handelt es sich bei dem Wildgarten um einen Touristenmagneten welcher weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt ist und nicht gerade unwesentliche Mengen an Touristen, auch aus dem Ausland, anlockt wovon wieder andere Wirtschaftszweige profitieren.

Die Verwandschaft ist nicht zu übersehen :)

Jean-Claude van Damme ist ein Weichei dagegen…

Nachhilfe in deutscher Prosa

Luftschloss

Graskarpfen im Teich

der Chin-Chilla Höchstselbst aka King of lazyness

Modern art meets nature

Gelbbauchunke – eine der vielen Amphibienarten die sich im Wildgarten wohl fühlen.

Hier nochmal ein Close-up der Unke.

Irgendwie ist der Wildgarten bei jeder Tour in der Oberpfalz bisher das Highlight gewesen. Touristisch gesehen gibt es im Raum Furth viele interessante Locations, aber keine ist für uns bisher so ansprechend und mit soviel Liebe und Hingabe aufrecht erhalten und weiter gepflegt worden wie der Wildgarten.

Was den fischerreilichen Aspekt betrifft: Wir wollen hier niemanden schlecht machen oder an den Pranger stellen. Auch sind wir nicht auf Streit aus. Das ist und war nie unsere Intention. Vielmehr wollen wir den Leuten unsere Meinung und Sichtweise auf die Dinge näher bringen und zum Nachdenken aufrufen und anregen. Dass man es damit nicht immer jedem recht macht, ist klar. Für unsere Meinungen und die damit einhergehenden Aussagen sind wir verantwortlich, nicht jedoch dafür was andere dahin hinein interpretieren. Sollten die von uns getroffenen Aussagen nicht den Tatsachen entsprechen, bitten wir höflichst um Aufklärung damit wir entsprechende Passagen im Bericht anpassen können. Die Kontaktdaten sind der Homepage zu entnehmen.

Bald hier zu lesen: Teil 3- Der Drachensee

Autor dieses Artikels
Profilbild

Pete

Geboren 1984, Grundschule, Gymnasium, Uni, Ausbildung, Jagdschein, Fischereiaufseher, Jagdaufseher, Standaufsicht usw. Seit 2009 im Qualitätsmanagement einer Firma für Biosensoren/Schnelltests
Erste Angelschritte im Jahr 1990

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