Köder : Laut und Leise

Was für den Naturköderangler der mittlerweile tote Köderfisch ist für den Kunstköderfetischisten der Gummifisch bzw. der Wobbler. Beide Köderklassen, sprich Natur und Kunstköder fangen ihre Fische. Aber was reizt eigentlich den Fisch dazu sich einen Kunstköder bzw. einen Köderfisch zu schnappen?

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Wie bei vielen Dingen gibt es auch hier keine pauschale Antwort. Zuallererst sollte man sich ansehen wie ein Fisch seine Beute wahrnimmt. Schon aus der Fischereiprüfung wissen wir, dass es Augen und Geruchsräuber gibt. Eines haben aber alle Räuber gemein, und zwar reagieren sie auf Geräusche und Druckwellen. Einige Raubfische haben sich soweit an ihren Lebensraum angepasst, dass sie auf eine gute Augenleistung nicht angewiesen sind. Für einen Waller in einer trüben Pfütze macht einen hohe Sehkraft wenig Sinn. Das krasse Gegenteil dazu ist der Hecht in den großen klaren Seen. Die sogenannten Freiwasserhechte stellen ihrer Beute hauptsächlich unter zu Hilfenahme ihrer Augen nach. Noch zu erwähnen wäre der Aal, welcher ebenfalls über kein sehr gutes Sehvermögen verfügt. Dafür ist sein Geruchssinn hervorragend entwickelt. So viel dazu.
Alle Raubfische nehmen ihre Beute zusätzlich über das sogenannte Seitenlinienorgan wahr. Dabei handelt es sich um empfindliche Rezeptoren entlang der Flanke der Fische. Treffen z.B. Schall-/Druckwellen auf diese Rezeptoren werden diese Signale vom Fisch wahrgenommen. Dies hilft ihm zum einen bei der Feinderkennung als auch bei der Beuteortung. Dieses Wissen hat sich die Köderindustrie in den letzten Jahren vermehrt zu Nutze gemacht. Immer mehr Wobbler verfügen über Rasseln bzw. kleine Metallkügelchen im Inneren. Die Größe, Anzahl und Härte der Kugeln sowie des Wobblermaterials entscheiden ob es sich bei dem Wobbler letzten Endes um einen Hoch- oder Tieftöner handelt. Doch dazu später mehr.
Bei den Gummifischen gibt es sogenannte Geräuschkapseln welche nach dem gleichen Prinzip arbeiten. Diese mit Kügelchen gefüllten Glaskapseln werden in den Schwanzteller der Gummifische geschoben und erzeugen dort, analog zu den Metallkugeln in Wobblern, Schallwellen.

So weit so gut aber wann benutzt man stille und wann geräuschreiche Wobbler? Um es vorweg zu nehmen, ein Patentrezept gibt es nicht. Ein paar Pauschale Regeln kann man aber beherzigen.

Trübes Wasser, schlechte Sichtverhältnisse = Rasselköder
Saisonstart = Rasselköder
Nachts = Rasselköder
Klares Wasser = Köder ohne Rasseln
Überfischte Gewässer = Köder ohne Rasseln (Dieser Punkt wird bei Experten heiß diskutiert, einige sind der Meinung, dass man in überfischten Gewässern auf das Überreizungsprinzp setzen sollte)

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Besonders interessant ist der Einsatz von Rasselködern in Gewässern in denen sich die Räuber nicht auf ihr Sehvermögen verlassen können. Die Fische in solchen Gewässern reagieren sehr stark auf akustische Laute und auf Druckwellen. Ganz im Gegensatz zu Fischen aus klaren und überfischten Gewässern. Hier konnte ich ein regelrechtes Fluchtverhalten beobachten. Sobald ein Wobbler mit Rasseln oder einer zu aggressiven Aktion auch nur in die Nähe des Fisches kam, lies sich dieser unauffällig in der Strömung zurück fallen. Dass dies allerdings nicht immer der Fall ist, konnte ich an einem kleinen Fluss im Osten beobachten. Dort war der Befischungsdruck recht moderat und das Wasser schwach angetrübt. Zwar fingen auch Köder ohne Rasseln aber das Verhältnis der Fänge zwischen Rasselwobbler und Holzwobbler fiel deutlich zu Gunsten des Krawallmachers aus.
Allerdings fing ich durchschnittlich auf den Holzwobbler die größeren Fische. Daraus könnte man natürlich schließen, dass die kapitalen Räuber nicht umsonst so groß geworden sind und bei lauten Ködern sofort Lunte riechen. Klingt logisch aber auch hier kann man die Aussage nicht einfach pauschalisieren. In Gewässern in denen regelmäßig Satzfische eingesetzt werden kann man vor allem in den ersten Tagen der Saison mit Rasselködern gut Strecke machen, allerdings sollte man bedenken, dass das Jahr 12 Monate hat und irgendwann keine Fische mehr im Wasser sind. Auch bei releasten Fischen setzt irgendwann der Lerneffekt ein. Allerdings ist das Gedächtnis der meisten Fischarten eher bescheiden. Nicht umsonst fallen auch heute noch jährlich Millionen von Karpfen auf Boilies rein…
Will man wissen ein Wobbler ein Hoch- oder ein Tieftöner ist, hilft oft ein Blick ins Innere. Viele der aktuellen Wobblermodelle sind semitransparent. Soll heißen man kann halbwegs das Innenleben erkennen. Zur Not nimmt man einfach den Wobbler und hält ihn in die Sonne. Meist kann man dann das Innenleben recht passabel erkennen. Die Geräuschkugeln im Inneren sind aufgrund ihrer Beschaffenheit als dunkle Flecke zu erkennen. Je weniger und größer die Kugeln sind, desto tiefer sind die erzeugten Töne. Je mehr kleinere Töne, desto heller heller ist der Klang den sie erzeugen.
Noch ein Wort zur Akustik: Jeder der schon mal auf einer Technoparty war (kleine Erklärung für die ältere Generation: Technopartys sind Veranstaltungen von/mit jungen Leuten auf denen elektronische Musik gehört und allerlei synthetische, bewusstseinserweiternde Stoffe konsumiert werden (Vorurteil!)). Dreht man solche Musik laut auf und stellt den Bass auf maximal, spürt man teilweise richtig den Boden vibrieren. So ähnlich geht’s den Fischen bei tiefen Tönen. Helle Töne werden eher geschluckt und reichen nicht besonders weit. Interessant an dieser Stelle ist noch, dass sich der Schall im Salzwasser deutlich schneller ausbreitet als im Süßwasser (hängt mit der Dichte/Temperatur des Wassers zusammen). Vom dem her gesehen müssten Rasselwobbler im Meer deutlich effektiver sein. Tatsächlich aber spielt dies nur eine untergeordnete Rolle, da die von Wobblern erzeugten Töne so leise sind, dass die Konsistenz des Medium (Wasser) außen herum eine untergeordnete Rolle spielt.
In diesem Sinne
Tight lines

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ArturO

Der Rhein als Hausgewässer ermöglicht es mir auf diverse Fried- und Raubfische zu angeln. Wenn ich nicht angle bin ich höchstwahrscheinlich im Kino oder genieße eine gute Folge meiner Lieblingsserien.
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