Raubfischvorfächer – Übersicht und Herstellung

Eine „kleine“ Auswahl an Vorfachmaterialien und Zubehör…

Das Thema Vorfächer scheint ja irgendwie ein Dauerthema in den Angelmedien zu sein. Dabei dreht es sich doch grundsätzlich fast ausschließlich um die gleichen Materialien. Im Prinzip kann man das Thema auf folgende Materialtypen herunter brechen:

  • Stahlvorfächer (1×7, 1×19 und 7×7)
  • Titan
  • Hardmono
  • Fluorocarbon
  • Kevlar
  • Wolfram

Je nach Zeitschrift und Wetterlage wird mal der eine, mal der andere Materialtyp über den Klee gelobt oder verteufelt. Um es auf den Punkt zu bringen: Mit nem ordinären 7×7 Stahlvorfach könnt ihr nix falsch machen. Das hält allen Anforderungen oder sollte ich besser Herausforderungen der Raubfischangelei im Süßwasser stand.

Für die Spinnangelei nehmen ich meist 1×19 oder 7×7 Draht. Beide bringen genug Flexibilität mit um den Köder, sei es nun ein Gummifisch oder ein Wobbler, probat zu präsentieren. Natürlich gibt es je nach Hersteller Unterschiede in der Farbgebung und Tragkraft. Z.B. der Hersteller Carl Stahl der das mittlerweile schon legendäre Flexonit vor einigen Jahren auf den Markt gebracht hat… er gilt mehr oder weniger als der Vorreiter der 7×7 Stahlvorfächer. Dafür lässt sich die Firma aber auch fürstlich entlohnen. Der Meter 7×7 Flexonit kostet in etwa 1,5€. Das ist schon ziemlich happig. Aus einem Meter bekommt man ca. drei (!!!) Stahlvorfächer. Dazu kommen dann noch die Kosten für Wirbel, Hülsen, Einhänger, Crimper Zange… Wahrlich kein Schnäppchen.

Schauen wir uns mal die Vor- und Nachteile der einzelnen Kandidaten an.

    • Stahl; Je nach Ausführung von günstig bis dekadent teuer ist hier alles vertreten. Die Haltbarkeit ist, im Vergleich zu den anderen Materialien, sehr gut (ggf. können Materialien wie Titan und Wolfram noch mithalten). Die Verarbeitung von Stahl, sei es jetzt 1×7, 1×19 oder 7×7 ist denkbar einfach. Allerdings ist das Material je nach Ausführung empfindlich bzw. empfänglich gegenüber Knicken. Am schlimmsten ist das billige/günstige 1×7 Material. Hier fängt man sich relativ schnell man einen Knick ein. Dieser stellt im weiteren Verlauf eine Schwachstelle da. Zwar gibt es sogenannte Vorfächglätter, allerdings funktionieren diese nur bedingt gut und sind somit eher eine Notlösung. Ein sehr interessanter Artikel zum Thema Stahlvorfächer/Tragkraft findet ihr hier. Trotz der in dem Bericht generierten Ergebnisse, schlaufe ich meine Stahlvorfächer doppelt.
    • Titan; Titan wurde anfangs als DAS Vorfachmaterial gehypt. Gerade Fliegenfischer waren begeistern von diesem Material. Die Ernüchterung kam aber zeitnah. Plötzliche, spontan auftretende Materialermüdung in Form von Brüchen war die Folge. Auch die Verarbeitung ist nicht ganz ohne da sich Titan relativ ungern mit Quetschhülsen verarbeiten lässt. Auch die preisliche Komponente spricht nicht gerade für dieses Material das bei einem Großteil der Anglerschaft Anklang finden soll(te). Die Preise variieren sehr stark aber man kann durchaus sagen, dass Titan doppelt so teuer ist wie Flexonit. ~ 3€/m. Hier findet ihr einen interessanten Erfahrungsbericht zu Titan.
    • Hardmono; Um es simpel zu halten kann man sagen es handelt sich um eine oberflächenbehandelte Nylonschnur. Belassen wir es bei dieser Aussage. Preislich gesehen ist diese Schnur günstiger als Stahl aber keinesfalls hechtsicher. Ab einem gewissen Durchmesser (gleiches gilt für Fluorocarbon; siehe hier) hat der Hecht zwar Probleme das Hardmono durchzubeißen, allerdings kann er es soweit beschädigen, dass das Vorfach beim nächsten Hecht reißt. Der Vorteil von Hardmono ist, dass dieses Material kaum zum Verkringeln neigt, einigermaßen abriebfest und halbwegs transparent ist. Gerade in klaren Gewässern verwenden viele Schleppangler Hardmono oder Fluorocarbon. Außerdem ist es in größeren Durchmessern so steif, dass man es als Vorfach zum Jerken benutzen kann. Bei der Verarbeitung bzw. Herstellung von Vorfächern aus diesem Material gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder man knotet die Schnur (Achtung, es eigenen sich nur sehr wenige Knoten für dickere Durchmesser dieses Materials) oder man verwendet Quetschhülsen. Hierbei gibt es aber auch ein paar Dinge zu beachten sonst flutscht das Material unter Umständen aus der Hülse. Einen geeigneten Knoten findet ihr hier.

  • Fluorocarbon; Im Prinzip handelt es sich hier um eine Art Hardmonoschnur die dem Lichtbrechungsindex von Wasser sehr nahe kommt (zumindest auf dem Papier…). Einfach gesagt: Die Schnur soll unter Wasser weniger sichtbar sein als normale Monofile, Hardmono oder schlicht gesagt alle anderen Vorfächer. Hierfür wurden vor einigen Jahren in fast allen großen deutschen und internationalen Angelzeitschriften Fotos veröffentlicht. Gezeigt wurden auf diesen Bildern mehrere Schnüre unter Wasser nebeneinander. So konnte sich der geneigte Betrachter ein Bild davon machen welche Schnur die geringste Sichtbarkeit aufweist. Und, oh Wunder, es war die Fluorocarbon Schnur. Wer will kann den Versuch zu Hause im Aquarium ja einmal nachstellen…enttäuscht stellt man(n) dann fest, dass es nicht so beeindruckend wirkt wie auf den Fotos in den „Fachzeitschriften“. Allgemein sagt man, dass man zum Fischen auf Hecht mindestens einen Schnurdurchmesser von 0,60mm wählen sollte. [Ganz ehrlich, ein Hecht sieht sowohl ein 0,30mm Stahlvorfach und erst recht ein 0,60mm Fluorocarbon Vorfach…] Fluorocarbon verfügt über kaum Dehnung und kann bei starker Belastung „brechen“.  Es ist zudem sehr schwer (aufgrund seiner hohen Materialdichte) und sinkt schneller als normale Monofile zu Boden. Ansonsten hat es vergleichbare Eigenschaften wie Hardmono. Hier findet sich ein interessanter Artikel zu dem Thema.
  • Kevlar; Viele kennen dieses Material aus ballistischen Westen bzw. Stichschutzwesten. Es ist relativ resistent gegenüber Abrieb aber keinesfalls hechtsicher. In der Welsangelei kann man dieses Material einsetzen, ebenso zum Zanderfischen. Die Verarbeitung ist denkbar einfach – das Material ist knotbar. Zusammenfassend kann man sagen, dass es mindestens genauso sichtbar wie Stahl ist, aber nicht hechtsicher, dafür aber deutlich dicker als ein vergleichbares Stahlvorfach. Einziger Vorteil: Kevlar ist geschmeidig wie eine geflochtene Schnur – was es ja auch ist.
  • Wolfram; Ein sehr vielversprechendes Material über das wir in der Zukunft sicher noch viel hören werden. Es hat eine deutlich höhere Dichte als Blei und ist damit deutlich schwerer als dieses. Sollte uns in den nächsten Jahren doch ein Bleiverbot ereilen, so ist Wolfram das Mittel der Wahl für Jigköpfe & Co. Leider neigen Vorfächer aus Wolfram stark zum Verkringeln und sind daher eher was für die Ultralight Fischerei wenn man etwas Hechtsicheres sucht aber kein auffälliges Stahlvorfach vor den Köder machen möchte.

Kommen wir nun zur (Standard)Herstellung von Vorfächern. [Vor fast 15 Jahren habe ich bereits einen Artikel zum Thema Herstellung von Stahlvorfächern verfasst, allerdings beschäftigte sich dieser vor allem mit der Twizzle Technik ]

Herstellung eines Hardmono / Fluorocarbon Vorfachs.

Natürlich kann man das Vorfach auch anders zusammenbauen. Die Jungs von Dr. Catch haben hier einen sehr interessanten Beitrag geschrieben. Hier wird gezeigt, wie man Doppelhülsen verarbeitet. Zudem fällt bei ihren Vorfächern der Knoten zur Fixierung des Materials weg da sie das überstehende Ende einfach anschmelzen. Auch eine interessante und praxisorientierte Lösung!

Die Herstellung eines ordinären Stahlvorfachs läuft ähnlich ab. Allerdings gibt es auch hier einige Feinheiten zu beachten.

Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zur Qualität der verwendeten Materialien verlieren. Spart nicht am falschen Ende. Gutes Material kostet sein Geld aber der preisliche Unterschied ist beim Vorfachbau nicht so gravierend. Bestes Beispiel: Eine no name Quetschzange kostet ca. 8$ in China, eine qualitativ hochwertige Zange wie das gezeigte Modell von Prorex (Daiwa) kostet in Deutschland etwa 9€. Das Druckbild bei der China Zange war eine Katastrophe… das damit gefertigte Vorfach würde keinen Drill standhalten. Entsprechende Bilder findet ihr hier. Aber nicht nur bei der Zange kann man sich ordentlich in die Nesseln setzen sondern auch bei den Hülsen. Diese sind, zumindest meiner Meinung nach, der Materialteil der auf Dauer die höchsten Kosten verursacht wenn man regelmäßig seine Vorfächer selber herstellt. Lange Rede, kurzer Sinn – schaut euch die Bilder an.

Auch den den verwendeten Wirbeln und Snaps gibt es gewaltige Unterschiede. Vorsichtig wäre ich besonders bei den glänzenden Modellen. Diese implizieren schon mehr oder weniger ihre geringe Praxistauglichkeit. Kein Wirbel, kein Snap und auch keine Hülse sollte glänzend sein. Das ist meiner Meinung nach etwas worauf besonders die großen und scheuen Fische negativ reagieren. Schließlich sind sie nicht umsonst so groß geworden. Zwar gibt es die Möglichkeit diese Komponenten einzufärben oder mit Schrumpfschlauch zu überziehen aber das sind allenfalls improvisierte Notlösungen. Also lieber gleich etwas Ordentliches kaufen – meine Meinung.

An dieser Stelle sei noch gesagt, dass man eher zu den Tönnchenwirbel (links im Bild) greifen sollte da diese deutlich robuster sind als der Wirbeltyp rechts im Bild.

Wer noch tiefer in die Materie eintauchen möchte, sollte sich das Video von den Jungs von ProfiBlinker ansehen. Dort wird auf alles im Detail eingegangen. Aber vorsicht, der Spaß dauert über eine Stunde. Dafür wird aber auch so ziemlich jeder Aspekt der Materie beleuchtet.

Autor dieses Artikels
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Pete

Geboren 1984, Grundschule, Gymnasium, Uni, Ausbildung, Jagdschein, Fischereiaufseher, Jagdaufseher, Standaufsicht usw. Seit 2009 im Qualitätsmanagement einer Firma für Biosensoren/Schnelltests
Erste Angelschritte im Jahr 1990
Partner
www.angler-oase.de
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