Plagiate unter Angelködern

Wer kennt sie nicht, die neunmal klugen Sprüche der Eltern, Verwandten oder Bekannten. „Was Billiges kaufst du immer zweimal“ oder „Wer am falschen Ende spart hat am Ende gar nichts mehr“ oder „Was nicht mindestens so und so viel Euros kostet taugt nix“ oder „Das wird schon seinen Grund haben warum das so billig ist“ Aber gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise (auch wenn uns alle weis machen wollen, sie sei vorbei…) ist man halt doch auch gezwungen ein bisschen auf den Geldbeutel zu achten. Ohne mich jetzt in irgendwelchen Vorurteilen (einige kommen aber wirklich nicht von irgendwo her….) zu verlaufen, breitet sich das schwäbische Knausertum in ganz Deutschland aus. Selbst die Schotten könnten sich von so manchen Schwaben was abschaun.

Na wie dem auch sei, als bekennender Kunstködersammler/fetischist habe ich natürlich einen gesteigerten Bedarf an diesen kleinen Plastikfischchen die so toll aussehen – und die Industrie sorgt dafür, dass es immer wieder neue gibt, die ich/man haben muss. Sehr zum Leidwesen meines Geldbeutels. Ein echter Teufelskreis also. Meine Sammlung dürfte sich mittlerweile auf mehrere Tausend (!!!) Wobbler und Gummifische belaufen. Mal abgesehen von dem sich hieraus ergebenden Stauraumproblem kommt erschwerend hinzu, dass man eigentlich doch immer nur mit den selben Mustern ans Wasser geht…weil diese eben fangen. Die meisten Anderen bekommen vll. irgendwann einmal aus Verlegenheit eine Chance…sich das einzugestehen ist natürlich irgendwie schon wie ein Schlag in die Magengrube. Aber ich bin nicht alleine. Vielen anderen Spinnfischern ergeht es nicht anderst. Die Sammlung an Kunstködern ist einzig und alleine durch die finanzielle Potenz, den Stauraum oder den Hausdrachen beschränkt. Was den Stauraum und den Hausdrachen betrifft, nun hier muss jeder seine eigene Lösung finden aber bei den finanziellen Aspekten des Ködersammelns kann man durchaus ein wenig tricksen.

Durch das Internet erschloss sich auch der asiatische Ködermarkt für den Normalverbraucher – zu teilweise horrenden Preisen. Aber die Chinesen wären nicht die Chinesen (sorry wieder für dieses Vorurteil, aber die meisten Plagiate kommen nun mal aus dem Reich der Mitte und den umliegenden Inseln…) wenn sie nicht zeitnah etwas Ähnliches „entwickeln“ würden. Auf Plattformen wie ebay fand man relativ viele Plagiate bevor man auch hier anfing dem ganzen einen Riegel vorzuschieben. Nun, ganz ist dies bisher nicht gelungen, denn noch immer kann man, vorausgesetzt man kennt die Originale, Plagiate, Nachbauten, Fälschungen, Kopien, egal wie man es nennen will, erstehen. Aber wer sagt denn immer, dass die Dinger nichts taugen? Zufälligerweise landeten vor einiger Zeit ein paar Minnow Lure Bodies bei mir auf dem Tisch. Sie sahen einer bekannten, sehr exklusiven Marke zum verwechseln ähnlich (sofern man das von „nackten“ Rohlingen behaupten kann. Es fehlte die Farbe, die Augen und natürlich Haken und Sprengringe. Für jeden der ein bisschen handwerkliches Geschick und Eifer mitbringt sind solche „Lure Bodies“ ein wahrer Segen. Beispielsweise sind Schwarze Wobbler auf den Markt immer noch sehr selten zu bekommen. Bisher musste man sich oftmals mit Edding und Farbe aus der Spraydose behelfen, das hat mit solchen Köderrohlingen ein Ende. Allerdings braucht man natürlich einiges an Klein- und Großzeug um solche Wobbler richtig zu assemblieren. Klebeaugen, Airbrushpistole und Farben, Haken und Sprengringe u.U. noch einen 2K Lack um die Farbe zu fixieren… aber das war’s dann auch schon. Da das meiste bei mir schon vorhanden war, machte ich mich ans Werk. Natürlich habe ich die Rohlinge vorher mal im Wasser laufen lassen, man will sich ja schließlich nicht die ganze Arbeit machen für ein Stück Plastik das läuft wie ein nasser Sack…Kurzum, die Wobbler liefen erstklassig.

Eine Wertung ob sie besser oder schlechter liefen als die Originale werde ich hier absichtlich nicht einfließen lassen. Auch soll der ganze Artikel, nebenbei bemerkt, keine Aufforderung sein nur noch Plagiate zu erwerben. Aber dazu am Schluss mehr….

Aber natürlich gibt es nicht nur Minnow Wobbler zu kaufen. Vor einiger Zeit hatte ich mir über ebay einen Megabass Wobbler gekauft. Schön und gut werdet ihr jetzt sagen, an und für sich nichts Besonderes. Stimmt, wäre ich nicht wenige Tage später, ebenfalls über ebay auf einen (nein, diesmal kein Vorurteil sondern Tatsache…) chinesischen Händler aufmerksam geworden, der einen, nennen wir es mal ähnlichen Wobbler anbot wie der kurz vorher von mir gekaufte Markenwobbler. Der Megabasswobbler kostete mich knapp 20€, drei der Plagiate kosteten mich mit Porto aus dem Land des Lächelns insgesamt 12,80€ – was wiederum ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte… Doch nun ans Eingemachte. Die Verarbeitung der Plagiate war ok, kam aber nicht ganz an die des Originals heran. Spengringe und Haken waren soweit auch brauchbar, lediglich eine starre Rückenflosse unterschied das Plagiat vom Original. Außerdem war die Lackierung nicht wirklich hochqualitativ, aber das kann man auch nicht wirklich erwarten bei der Preisklasse. Die Proportionen waren mit denen des Originalwobblers jedoch identisch, die Geräuschkugeln im Inneren nicht. Daher gab es auch beim Geräuschbild im Vergleich einige Unterschiede. Den Fischen war dies jedoch egal und auch das Laufverhalten der Plagiate fiel erstaunlich gut aus.

Plagiat und Original

Plagiat und Original

Aber es geht auch anders. Bis man mal einen Prinzen findet muss man viele Frösche küssen – heißt es zumindest im Volksmund. Und da ist auch wirklich was dran. Mittlerweile gibt es von vielen Markenwobblern Nachbauten aber nur die wenigsten taugen was. Was sich oben so gut und einfach anhört ist aber in Wirklichkeit eher ein Spießrutenlauf der viel Zeit und Geld kostet. Ohne was beschönigen zu wollen: Wenn man nicht sicher weiß, dass das Plagiat was taugt sollte man es nicht kaufen (wenn man es denn überhaupt moralisch verantworten kann Fälschungen zu kaufen…). Die vielen Fehlschläge kosten definitiv mehr als das Geld das man sich unter Umständen dabei sparen könnte. Außerdem gefährden diese Plagiate Arbeitsplätze – sowohl im In als auch im Ausland.

Andererseits machen es die Unterschiedlichen Großfirmen teilweise nicht anders. Vor einigen Jahren hat eine große englische Firma für Karpfengeräte Swinger auf den Markt gebracht die alles andere bisher Dagewesene in den Schatten stellten. Wenige Monate später konnte man im Ausland bereits billige Nachbauten erwerben und ein Jahr später brauchte eine bekannte andere Firma baugleiche Swinger auf den Markt, nur um diese dann wenig später wieder vom Markt nehmen zu müssen wegen Urheberrechtsverletzung. Das ist kein Einzelfall. Betrachtet man sich vor allem mal die Wobbler die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind, wird man bei unterschiedlichen Herstellern verblüffende Ähnlichkeiten entdecken. Bei den Angelrollen ist es genauso. Schaut man sich mal die vielgelobte RedArc von Spro an und die Ryobi Zauber wird man feststellen, dass es ein und dieselbe Rolle ist. Auch von anderen Firmen gibt es mittlerweile RedArc/Zauber Nachbauten…ob es sich hierbei um Nachbauten im eigentlichen Sinne handelt oder um lizenzierte Produkte kann ich nicht sagen. Tatsache ist jedoch, dass Ryobi als einer der größten Rollenproduzenten weltweit gilt und viele andere Firmen sich das Recht erkaufen auf die Ryobi Produkte ihren Namen und ihr Logo drucken zu dürfen. Von Innovation kann hier quasi keine Rede sein. Das hat aber andererseits auch Vorteile. Meines Wissens gehört Okuma auch zu den Rollenherstellern bei denen sich die anderen gängigen Marken gerne bedienen. Vergleicht man den Preis einer Okuma Rolle mit dem Preis einer Firma die dieselbe Rolle führt, aber unter ihrem Namen, kann man durchaus gut Geld dabei sparen. Natürlich werden die Rollen nicht in der selben Ausführung verkauft…bei der RedArc ist die Kurbel anders und die Farbe….also, Anglerauge sei wachsam, man kann durchaus auch bei legalen Einkäufen sparen. Das setzt aber Fach/Sachwissen und einen guten Marktüberblick voraus.

Autor dieses Artikels
Profilbild

Pete

Geboren 1984, Grundschule, Gymnasium, Uni, Ausbildung, Jagdschein, Fischereiaufseher, Jagdaufseher, Standaufsicht usw. Seit 2009 im Qualitätsmanagement einer Firma für Biosensoren/Schnelltests
Erste Angelschritte im Jahr 1990
Partner
www.angler-oase.de
Bewertung dieses Artikels
(13 Stimmen, Durchschnitt: 5,69 von 10)
1 Sterne2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne6 Sterne7 Sterne8 Sterne9 Sterne10 Sterne
Loading...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

:bye: 
:good: 
:negative: 
:scratch: 
:wacko: 
:yahoo: 
B-) 
mehr...